6 Gründe für eine Trenntoilette – und 5 dagegen

6 Gründe für eine Trenntoilette – und 5 dagegen

9. Juli 2024 8 Von Frauke von Clever unterwegs

Wer sich für Camping interessiert, kommt gefühlt an einem Thema überhaupt nicht mehr vorbei: an der Trenntoilette. Aber ist sie wirklich das Allheilmittel für die echte Autarkie? Über die Vorteile einer Trenntoilette wird vieles geschrieben. Aber es gibt auch Nachteile

Die Verfechter der Trenntoilette führen einige Argumente ins Feld, die zum Teil nicht von der Hand zu weisen sind. Bevor du in dein Wohnmobil oder deinen Kastenwagen eine Trenntoilette einbaust, solltest du überlegen, was dir davon besonders wichtig ist.

Vorteile der Trenntoilette

Wie alles im Leben hat diese Art der Toilette nicht nur Vorteile. Wer mit so einer Lösung liebäugelt, sollte sich im Vorfeld genau überlegen, welche Vorteile einer Trenntoilette für ihn im Vordergrund stehen. Wer an sich schon mit seiner Chemie-Toilette glücklich ist, sollte es auch bleiben.

Autarkie: Die Trenntoilette muss seltener geleert werden

DAS klassische Argument der Verfechter der Trenntoilette. Denn der Behälter für die Feststoffe ist meist sehr geräumig, sodass trotz der notwendigen Streu eine Menge hineinpasst. Schließlich sind es ja keine großen Berge an Ausscheidungen, die auf diese Weise zustande kommen. Beim Flüssigen, also beim Urin, sieht das schon etwas anders aus. Der Hersteller stellen in Aussicht, dass so etwa 20 Toilettengänge mit einem Kanister möglich sind.

Das hängt natürlich vom Modell ab und vom Verhalten der Camper. Wer den ganzen Tag in seinem Fahrzeug ist und noch dazu Mengen von Kaffee, Tee oder Bier konsumiert, wird sicher seinen Behälter schneller füllen als derjenige, der seinen Kastenwagen nur abends und zum Schlafen nutzt. Zwei Erwachsene werden den Behälter wohl so ungefähr nach drei Tagen spätestens leeren müssen.

Du brauchst keine Entsorgungsstation

Naja, das ist nicht ganz richtig. Du entsorgst mit einer Trenntoilette einfach anders. Den Urinbehälter kannst du in jede Toilette entleeren oder in die Kanalisation. In Ausnahmefällen kannst du den Inhalt auch in die Natur geben. Aber: wenn das jeder zum Beispiel in der Nähe von beliebten Freisteh-Spots macht, wird es vielleicht auch dort unangenehm.

Wenn du deinen Urin-Behälter wieder mit nach Hause nimmst (zum Beispiel, weil du zwei davon hast), dann kannst du deinen Urin auch prima als Dünger im Garten einsetzen. Dafür musst du ihn allerdings vorher im Verhältnis eins zu acht mit Wasser verdünnen. Das allerdings gibt dann einen prima biologischen Flüssigdünger.

Was den Beutel mit Streu und Kot angeht: den kannst du einfach in den Hausmüll geben. Du brauchst also auf jeden Fall eine Mülltonne, um ihn loszuwerden. Aber: die sollte sich wohl ausfindig machen lassen. Es ist sicher keine gute Idee, einen vollen Beutel tagelang im Laderaum spazieren zu fahren. In Ausnahmefällen allerdings ist auch dies mal möglich.

Es riecht nicht (mehr)

Der Geruch, den du von deiner Chemietoilette kennst, entsteht in erster Linie durch das Mischen von Kot und Urin. Und durch das Wasser, das noch dazukommt. Reiner Urin riecht fast gar nicht, getrockneter Kot auch nicht. Genau hier setzt die Trenntoilette an. Weil eben Festes von Flüssigem getrennt und dem Kot durch die Streu gleichzeitig die Feuchtigkeit entzogen wird, haben Gerüche bei der Trenntoilette keine Chance.

Bei der Chemietoilette überdeckt meist der Geruch der Toiletten-Chemie den des Cassetten-Inhalts. Und das klappt eben mehr oder weniger gut. Irgendwann ist der Moment erreicht, wo der Original-Geruch wieder durchkommt. Und dann willst du nichts lieber sehen als eine Entsorgungsstation.

Du brauchst kein Spülwasser

Ein wichtiges Argument. Denn auch das Wasser in deinem Camper ist ja ein limitierender Faktor bei der Autarkie. Die Trenntoilette heißt nicht umsonst auch Trockentrenntoilette. Denn sie braucht einfach kein Wasser zum Nachspülen. So vergeudest du kein wertvolles Wasser. Das ist nicht nur für deinen Wasservorrat gut, sondern auch für die Umwelt.

Sollte dein Trenneinsatz verschmutzt werden, so kannst du ihn ganz einfach reinigen. Zum Beispiel empfiehlt der Hersteller Kildwick* den Einsatz eines speziellen Bad-Reinigers auf Rote Bete Basis. Der wird einfach nur aufgesprüht und abgewischt. Fertig.

Du brauchst keine Chemie

Das Hantieren mit Toiletten-Chemie gehört bei Nutzern einer Trenntoilette der Vergangenheit an. Aber auch, wenn die blaue, grüne oder rosa Flüssigkeiten oder die Tabs nun nicht mehr nötig sind, braucht man eben andere Sachen. Für die Trenntoilette benötigt man eben die passende Streu und am besten auch noch einen passenden Reiniger. So ehrlich sollte man zu sich selber schon sein, Volumen spart man hier eher nicht. Für die Umwelt ist es dennoch besser.

Du schonst die Umwelt

Insgesamt kann ein bewusster Nutzer einer Trenntoilette schon ein wenig die Umwelt schonen. Vor allem im Klärwerk sorgen die chemischen Toilettenzusätze teilweise schon für Probleme. Und genau hierhin gelangt dein Toiletten-Inhalt ja dann gar nicht erst. Wenn du dann noch kompostierbare Säcke für den Feststoffbehälter nutzt und dich wirklich an die Regeln hältst, verbesserst du deine Umweltbilanz ein bisschen.

Nachteile einer Trenntoilette

Auch wenn die Vorteile der Trenntoilette zu überwiegen scheinen. Wo Licht ist, ist immer auch Schatten. Denn die Umrüstung bedeutet ja auch Aufwand. Und wer ohnehin meistens auf dem Campingplatz steht, braucht normalerwiese auch keine Trenntoilette. Denn er hat die Entsorgungsstation in seiner Nähe und außerdem gibt es auf dem Campingplatz ja auch noch fest installierte Toiletten. Für die Camper, die aber gern fernab der klassischen Sanitäranlagen und Entsorgungsstationen stehen, kann eine Trenntoilette wirklich eine Alternative sein. Nachteile gibt es dennoch.

Du musst umbauen

Bisher sind die wenigsten fertig ausgebauten Wohnmobile mit einer Trenntoilette ausgestattet. Wer selbst ausbaut, kann dagegen sofort auf die Trenntoilette setzen und auf diese Art einige Mühen sparen. Wer jedoch von der Chemie- auf die Trenntoilette umrüsten will, hat ein wenig Arbeit vor sich. Denn ein eins zu eins Austausch ist in den seltensten Fällen möglich.

Je nach Bad-Grundriss sind mehr oder weniger aufwändige Anpassungen nötig. Und der Rückbau der Chemietoilette kommt dazu. Hier musst du auf jeden Fall den Wasseranschluss totlegen und ebenso den elektrischen Anschluss für die Spültaste. Wer sich das nicht zutraut, sollte auf jeden Fall Kontakt zu einem Fachmann aufnehmen.

Du musst investieren

Eine Trenntoilette ist – zumindest bisher – kein Discount-Artikel. Selbst für eine günstige Lösung bist du schnell 300 Euro oder noch viel mehr los. Oft ist da noch kein Lüfter dabei. Wenn du den Einbau nicht selbst erledigen kannst, kommen die Kosten dafür noch dazu. Je nach Aufwand musst du mit 1000 Euro oder viel mehr rechnen. Du solltest also davon überzeugt sein, dass dir die dazu gewonnene Freiheit buchstäblich etwas wert ist.

Du brauchst Streu

Es klingt vielleicht banal, aber für deine Trenntoilette brauchst du Streu. Und die ist voluminös. Die meisten Kastenwagen-Bäder sind sehr klein. Du solltest also noch ein Plätzchen frei haben für deinen Sack mit Streu. Er sollte übrigens beim Duschen nicht nass werden. Denn wenn die Streu nass ist, nützt sie dir nichts mehr.

Eine kleine Ergänzung aus unserer Erfahrung: wir nutzen unsere Trenntoilette von Perfect Van fast ohne Streu. Dafür geben wir das Toilettenpapier in den Feststoffbehälter. Damit sind wir ganz zufrieden, auch wenn auf diese Weise natürlich der Feststoffbehälter schneller voll wird. Bei uns hält er trotz allem circa fünf Tage.

Du musst irgendwie diesen Urinbehälter diskret ausleeren

Nicht jeder findet es cool, eine öffentliche Toilette mit einem Kanister unter dem Arm aufzusuchen. Jeder Nutzer einer Trenntoilette sollte sich aber genau darauf einstellen. Denn auch wenn es möglich ist, den Urinbehälter in der Natur zu entsorgen, muss man es ja manchmal auch in einem Ort machen. Vielleicht ist das dem einen oder anderen peinlich. Bewaffnet mit einer großen Tasche sollte es allerdings gehen. Ich denke, dass bei diesem Argument die Vorteile einer Trenntoilette doch überwiegen.

Du musst irgendwie diese Mülltüten loswerden

Für die Mülltüten gilt das selbe wie für den Urinbehälter. Man möchte so ein Kot-Streu-Gemisch nicht unbedingt tagelang spazierenfahren oder auch im Laderaum wissen. Von daher brauchst du von Zeit zu Zeit schon einen geeigneten Müllbehälter für deinen Feststoff-Beutel. Wer sich monatelang fernab der Zivilisation bewegen möchte, kann hier vielleicht Probleme bekommen. Die hätte er allerdings auch mit einer Chemietoilette.

Fazit: Trenntoilette ja oder nein?

Wie so oft hängt auch die Antwort auf die Frage, ob eine Trenntoilette sinnvoll ist oder nicht davon ab, wie dein Campingverhalten ist und ein bisschen davon, ob du an deinem Fahrzeug etwas verändern willst. Wenn du mit deiner Chemietoilette zufrieden bist, dann kannst du dir die Vorteile der Trenntoilette egal sein lassen.

Eine Trenntoilette ist für all diejenigen interessant, die viel frei stehen wollen. Sie sind dann weniger auf Entsorgungsstationen angewiesen. Limitierender Faktor hierbei sind natürlich Brauch- und Frischwasser sowie Müll. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welche Lösung für ihn die richtige ist.

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