Wohnmobil Abgasskandal: ist da was dran?

Wohnmobil Abgasskandal: ist da was dran?

25. Mai 2021 0 Von Frauke von Clever unterwegs
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Der VW Abgasskandal hat die Auto-Welt schon seit einigen Jahren erschüttert. Jetzt sind die Wohnmobile dran. Der Fiat Ducato Abgasskandal betrifft viele Kastenwagenfahrer. Aber: wie ist eigentlich die Rechtslage? Unser Partner AbgasskandalSofortcheck hat uns darüber informiert, wie die Rechtslage ist.

Wir alle lieben unsere Wohnmobile und können es kaum erwarten, in die Sommersaison 2021 zu starten. Durch das Corona-Virus haben wir mit den verschiedensten Einschränkungen zu kämpfen, doch unseren Campingurlaub werden wir uns nicht nehmen lassen. Ein ganz anderer unerwarteter Skandal rollt jedoch auf viele Camper zu. Der Dieselskandal hat bereits viele PKWs betroffen und macht sich nun auch unter den Wohnmobilen breit. Was haben unsere Camper damit zu tun und worauf gilt es zu achten?

Fiat Ducato Abgasskandal: was dahintersteckt

Während sich die Manipulationen 2020 größten Teils auf Volkswagen und Audi beschränkt haben, rücken 2021 nun immer mehr Wohnmobile und Reisefahrzeuge, und damit auch die Kastenwagen in den Vordergrund der Ermittlungen des Kraftfahrtbundesamts (KBA). Bereits im Sommer 2020 haben die Strafverfolgungsbehörden Razzien beim Hersteller Fiat Chrysler Automobiles (FCA) in Deutschland, Italien und der Schweiz durchgeführt.

Schon damals stand der Vorwurf im Raum, FCA habe in einer Reihe von Modellen mit einem Dieselmotor der Abgasnorm Euro 5 und Euro 6 eine illegale Abschalteinrichtung verbaut. Diese Entwicklung ist besonders für Wohnmobilbesitzer von Bedeutung, da diese Fiat-Iveco Motoren in den Basisfahrzeugen verschiedenster Hersteller unterwegs sind. Nicht nur viele Kastenwagen sind als Fiat Ducato unterwegs. Er dient ja oftmals auch als Basis teilintegriert und integrierter Wohnmobile.

Gibt es Abgasmanipulation auch beim Fiat Ducato?

In einem Gutachten der deutschen Umwelthilfe stellte sich heraus, dass überprüfte Wohnmobile die zulässigen Stickstoffdioxidwerte „bei Weitem übersteigen“. Der Fiat Ducato Abgasskandal könnte also so manchen von uns betreffen. So überschritt beispielsweise ein Ducato 150 Multijet (G700G) die zugelassenen Abgaswerte im Normalbetrieb um den Faktor von 6.9, ein weiterer Ducato 150 Multijet (Dethleffs T7150) sogar um das 9.9-Fache.

Während die Fahrzeuge auf dem Testlauf, der nach europäischem Standard rund 20 Minuten andauert, die Abgasnormen einhalten, schaltet die Abschalteinrichtung nach circa 22 Minuten die Abgasnachbehandlung ab. Dadurch steigt der tatsächliche Stickoxidausstoß erheblich an. Diese Deaktivierung der Abgasnachbehandlung ist illegal. Besitzer eines betroffenen Wohnmobils sollten daher prüfen, ob sie von der Manipulation betroffen sind.

Bahnbrechende Urteile für Wohnmobilbesitzer im Fiat Ducato Abgasskandal

Ein wegweisendes Urteil für alle Besitzer von Campern hat das Landgericht Koblenz am 01.03.2021 gesprochen. Es hat einem geschädigten Verbraucher und Besitzer eines Wohnmobils vom Typ Roller Team Zefiro 266TL Fiat Ducato 2 mit 150 PS einen Schadensersatz von 52.484, Euro zugesprochen. Fünf Prozent Zinsen kommen noch dazu. Zudem muss die beklagte Firma die entstandenen Prozesskosten von 3.352,86 Euro übernehmen.

Der Hintergrund vor Gericht: „Tatsächlich beträgt das reale Abgas-Emissionsverhalten (RDE) insgesamt das 9- bis 15-Fache und übersteigt somit beträchtlich die Grenzwerte, die bei 80 Milligramm pro Kilometer liegen. Im streitgegenständlichen Fahrzeug ist ein Manipulationssystem verbaut, welches zur Folge hat, dass das System nur auf dem Prüfstand ordnungsgemäß arbeitet, während die im Prüfstand erzielten Stickoxidwerte im Realbetrieb massiv überschritten werden,“ heißt es im Urteil.

Hoher Schadensersatz ist möglich

Dies ist nur ein Beispiel von vielen, in denen Besitzer eines Wohnmobils im Fiat Ducato Abgasskandal hohe Schadensersatzansprüche geltend machen konnten. „Gerade bei Campern sind die wirtschaftlichen Schäden für Betroffene enorm. Der Kaufpreis ist hoch und viele Fahrzeuge haben eine Lebensdauer von 25 Jahren. Da kommen auch hohe Entschädigungsansprüche zusammen,“ so Noel Storzer, Betreiber von AbgasskandalSofortcheck.

„Leider zögern viele Besitzer eines Wohnmobils jedoch, ihre Ansprüche vor Gericht durchzusetzen. Aus Gesprächen mit einigen geschädigten Verbrauchern wissen wir, dass sie Angst davor haben, ihr ins Herz geschlossenes Wohnmobil abzugeben. Sie fürchten außerdem wie jeder Kläger die hohen Prozesskosten. Hierzu können wir jedoch, zumindest teilweise, Entwarnung geben. Zwar sieht das deutsche Schadensersatzrecht nur Zahlung gegen Herausgabe und Rückübereignung vor, jedoch läuft es im Zivilprozess in der Regel auf einen Vergleich heraus.“

Camper behalten und Kasse machen

Der Betroffene kann bei einem Vergleich sein Fahrzeug behalten und erhält meistens 15 bis 20 Prozent der Gesamtforderung als Schadensersatz. „Das kann sich also lohnen,“ so Storzer weiter. „Für die Fahrzeughersteller wäre es nicht wirtschaftlich, sich Hunderte von Campern auf den Hof zu stellen. Auch die Prozesskosten werden im Regelfall im Fiat Ducato Abgasskandal von der Rechtsschutzversicherung oder nach Prüfung von einem Prozessfinanzierer übernommen.“

Wer einen Camper auf Ducato-Basis hat, sollte handeln und sich kostenlos beraten lassen. Je länger man wartet, desto höher wird die Summe, auf der man als Geschädigter sitzenbleibt. Im Zweifel kann es sogar so weit kommen, dass man komplett auf seinen Anspruch verzichten muss, weil er einfach verjährt ist. Wir selbst fahren zwar einen Citroen Jumper, lassen derzeit aber auch unsere Ansprüche prüfen.

Abgasmanipulation kann Wertverlust bedeuten – oder Stilllegung

Die wirtschaftlichen Schäden für Camper können sehr gravierend ausfallen. Schließlich gehören Wohnmobile zu den wertstabilsten Fahrzeugen. Die Abgasmanipulation kann jedoch zu einem Wertverlust führen. Wie hoch er wirklich sein wird, muss die Zukunft zeigen. Laut der deutschen Automobil Treuhand GmbH (kurz DAT) erleiden betroffene PKWs beim Weiterverkauf nach drei Jahren eine Wertminderung von 48 Prozent des ehemaligen Listenpreises.

Viel schlimmer wird es allerdings, wenn man den Camper stilllegen muss. Häufig erhalten Besitzer eines betroffenen Fahrzeugs eine Aufforderung des Herstellers oder des Kraftfahrtbundesamtes ein so genanntes „Softwareupdate“ durchzuführen. Dieses dient zur Anpassung der Motor- und Getriebesteuerung und kann nachträglich Manipulationen aufheben. Wer das Softwareupdate ausführt, kann aber Verluste erleiden. Kommt ein Verbraucher der Aufforderung zum Update nicht nach, kann das KBA das jeweilige Fahrzeug stilllegen und dem Fahrzeug die Betriebserlaubnis entziehen. Wer vom Hersteller zu einem Softwareupdate aufgefordert wird, sollte sich auf jeden Fall schnell von einem Anwalt beraten lassen.

Wohnmobil verkauft, finanziert oder geleast?

Es empfiehlt sich ebenfalls für bereits verkaufte Wohnmobile eventuell mögliche Ansprüche zu prüfen. Denn es kann sein, dass ein solches Fahrzeug, das ja vom Fiat Ducato Abgasskandal betroffen ist, vielleicht einen schlechteren Verkaufspreis erzielt. Erfahrene Anwälte können für verkaufte und gebraucht gekaufte Camper Ansprüche erheben, um den finanziellen Schaden auszugleichen. Auch bei einem Wohnmobil, das mittels Finanzierung oder Leasing erworben wurde, könnte eine rückwirkende Minderung der Raten durchgesetzt werden.

Du bist nicht sicher, ob du vom Fiat Ducato Abgasskandal betroffen bist? Dann kannst du hier weitere Informationen bekommen.

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