Frei stehen: Wie geht das?
16. September 2020Neulich habe ich mich geärgert. Über einen Camper, der ganz ungeniert Bilder postet, auf denen er mit Tisch, Stühlen und seinem Kastenwagen mitten in der Natur zu sehen ist. Warum? Weil es buchstäblich unsozial ist. So geht mit dem Wohnmobil frei stehen nämlich nicht.
Na klar: es ist Sommer, die Sonne lacht und wir sind an den schönsten Plätzen. Mit dem Wohnmobil frei stehen geht natürlich auch bei diesem Wetter. Wichtig dabei, finde ich, dass man sich an die Regeln hält. Denn auch wenn es super-angenehm ist, direkt vor der geöffneten Schiebetür mit seiner Kaffeetasse zu sitzen: das ist Camping. Und Camping darf in unserem Land (und in vielen anderen) eben nur auf den dafür geschaffenen Campingplätzen stattfinden. Und das ist auch gut so.
Mit dem Wohnmobil frei stehen: ein Parkplatz ist kein Campingplatz
Abgesehen von der Waldbrandgefahr ist es zwar für den Camper bequem, aber nicht für die Tiere und Pflanzen, die hier heimisch sind. Und: ein Parkplatz ist nun mal ein Parkplatz. Und kein Campingplatz. Selbst, wenn Platz ist, sollte man die Regeln respektieren. Und die sind einfach. Erlaubt ist es, im öffentlichen Raum auf dafür vorgesehenen Flächen zu parken und dort auch zu schlafen. Das nennt sich dann Wiederherstellung der Fahrfähigkeit. Alles, was darüber hinausgeht, ist in Deutschland – und in vielen anderen Ländern auch – verboten. Wer sich nicht daran hält, riskiert eine Strafe, die sehr unterschiedlich ausfallen kann. Darüber möchte ich hier gar nicht sprechen.
Camping auf dem Parkplatz ist rücksichtslos
Worüber ich sprechen möchte, ist die Rücksichtslosigkeit der Menschen, die sich nicht an die Regeln halten. Die sorgen nämlich auf lange Sicht dafür, dass mehr und mehr Verbote auch das schonende Übernachten an stillen Plätzen in der Natur unmöglich machen. Schon jetzt wächst die Zahl der Höhenbegrenzungen und der Schilder mit durchgestrichenen Wohnmobilen ins Unermessliche. Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Mit dem Wohnmobil frei stehen wird immer schwieriger.
Denn wer es immer noch nicht gemerkt hat: die Zahl der Campingfahrzeuge steigt. Gab es im Jahr 2011 noch gut 332.000 zugelassene Wohnmobile, sind es im September 2020 schon fast 590.000. Tendenz: weiter steigend. Ich weiß: die Camping- und Stellplätze sind voll, wo sollen die alle hin? Auch wir stehen lieber abseits im Grünen, in einer möglichst stillen Ecke. Aber dann verhalten wir uns eben unauffällig. Auch wir mögen kein Kuschelcamping. Wir parken an einem Ort und sitzen woanders. Oder unternehmen was. Zum Schlafen kehren wir dann leise in unseren Camper zurück. Alles bleibt drinnen, auch die Trittstufe.
Müll & Co.: nicht jeder macht, was er soll
Sicher, werdet ihr sagen: wir nehmen ja unseren Müll mit und entleeren auch unsere Toilette nur an den dafür vorgesehenen Plätzen. Komischerweise kommen aber andere, wenn dort schon ein offen campender Zeitgenosse steht. Und die sind dann manchmal nicht mehr so gesittet. Das Ergebnis: vermüllte Gegend und am Ende keine Natur mehr, in der sich Mensch und Tier wohl fühlen.
Wir stehen seit Jahren viel frei. Aber still und leise und unauffällig. Keine Trittstufe, keine Keile, kein Müll, kein Lärm, keine Musik, kein Licht. UND: Wir erzählen keinem, wo. Das mag unfair erscheinen, aber jeder veröffentlichte Geheimplatz ist keiner mehr.
Guter Plan, Susanne!