Was bringt eine Zusatz-Luftfederung am Kastenwagen?

Was bringt eine Zusatz-Luftfederung am Kastenwagen?

30. Oktober 2020 7 Von Frauke von Clever unterwegs

Hand auf’s Herz: ein Kastenwagen bietet keinen tollen Fahrkomfort. Auch wenn ein moderner Ducato / Jumper / Boxer schon viel von einem Pkw hat, bei Unebenheiten und Wind fühlt man sich als Fahrer den Naturgewalten ziemlich ausgeliefert. Doch dagegen kann man etwas tun. Zum Beispiel mit einer Luftfederung für den Ducato.

Ihr kennt das: auf der Landstraße oder auf der Zufahrt zum Campingplatz rumpelt es gewaltig. Manchmal fängt auch das eigentlich sicher und klapperfrei verstaute Geschirr in den Schränken an, Geräusche von sich zu geben. Der Kastenwagen lebt. Und zeigt dabei, wofür er eigentlich gemacht ist: den Transport von Waren.

Das Ducato-Fahrwerk ist ein Kompromiss

Genau hier liegt auch der Hase im Pfeffer. So ein Transporter ist normalerweise dafür ausgelegt, wechselnde Lasten zu befördern und nicht permanent kurz unter der 3,5-Tonnen-Marke unterwegs zu sein. Da muss das Fahrwerk ein Kompromiss sein, denn es sollte ja in jeder Fahrsituation noch gut funktionieren. Und weil der Hersteller des Ducato / Jumper / Boxer nicht weiß, welche Karriere auf den konkreten Lastesel wartet, baut er etwas ein, das irgendwie alle Anforderungen meistert. Und das ist ja auch im Prinzip richtig.

Nur wenn wir dann mit unserem halben Hausstand, Wasser, Gas und auch noch Personen unseren Kastenwagen bevölkern, leisten die Komponenten des Fahrwerks Schwerstarbeit. Besonders schnell stoßen sie bei einem Light-Fahrwerk an ihre Grenzen, aber auch das Heavy- oder Maxi-Fahrwerk sind nicht für ihren riesigen Fahrkomfort bekannt. Ändern kann man das durch eine zusätzliche Federung. Es kann eine Luftfederung für den Ducato sein. Auch Schraubenfedern sind eine gute Möglichkeit.

Luftfederung Ducato: da geht was

Dennoch fällt bei vielen Kastenwagen-Fahrern die Wahl auf die Luftfederung. Das ist meist keine Voll-Luftfederung, also vorne und hinten, sondern eine so genannte Teil-Luftfederung nur an der Hinterachse. Denn hier besteht der meiste Handlungsbedarf. Die Ducato-Hinterachse ist mit einer Blattfeder versehen, die zwar einerseits gutmütig, aber andererseits nicht sehr komfortabel ist. Neben der Blattfeder gibt es auch noch ganz normale Stoßdämpfer, die für die Dämpfung der Schwingungen zuständig sind.

Der Anschlagpuffer aus Gummi (richtiger wäre Polymer) ist NICHT für die Dämpfung zuständig. Er ist Teil der Federung und sorgt dafür, dass der Federweg eher abrupt endet. Das macht die Federung des Kastenwagens sehr unkomfortabel. (diese klugen Hinweise kamen von unserem Leser Martin Blank, vielen Dank dafür)

  • Kompressor-Anzeige Luftfederung Ducato
  • Luftfederung Ducato
  • Luftfederung Ducato

Ihre Aufgabe ist, es, die Räder in jeder Fahrsituation auf der Straße zu halten, damit das Fahrzeug auch in Krisensituationen einen Kontakt zum Boden hat. Denn nur dann kann man schließlich bremsen oder sicher um die Kurve fahren. Die Blattfedern sind wie eine Banane leicht nach oben gebogen und verlaufen parallel zur Fahrtrichtung. Liegt auf ihnen ständig viel Gewicht, ermüden sie wie ein Gummiband und federn in der Folge immer weniger nach.

Blattfeder ist ein Kompromiss

Aber schon bei einem neuen Fahrzeug ist so eine Blattfeder eben kein Teil, das ein wirklich angenehmes Fahren ermöglicht. Setzt man jedoch zwischen Achse und Aufbau eine richtig dicke Gummiblase, federt so ein Kastenwagen gutmütig und bleibt wie auf Schienen mit allen seinen Rädern auf der Straße. Diese „Gummiblase“ ist eben die Luftfederung für den Ducato.

Luftfederungen für den Ducato / Jumper / Boxer gibt es von unterschiedlichen Herstellern, zum Beispiel von Goldschmitt*, Kuhn Auto Technik* oder Linnepe*. Die Teile kosten zwischen etwa 400 bis knapp 1.000 Euro. Wer handwerklich geschickt ist, kann den Einbau selbst erledigen. In der Werkstatt sollten etwa vier Stunden für den Einbau reichen.

Zwei Vorteile durch Luftfederung Ducato

Die Luftfederung hat noch einen weiteren Vorteil: weil man sie unterschiedlich stark „aufblasen“ kann, lässt sich die Höhe des Fahrzeugs mit ihrer Hilfe individuell einstellen. Für eine Achse besteht die Luftfederung aus zwei Luftbälgen und einem Kompressor mit Anzeige. Es gibt Ein- oder Zweikreis-Anlagen. Bei einer Einkreis-Anlage werden beide Luftbälge parallel gleich aufgepumpt, bei einer Zweikreis-Anlage können beide Seiten unterschiedlich stark aufgepumpt werden. Das ist dann besonders praktisch, wenn der Untergrund uneben ist. Die Auffahrkeile könnt ihr dann nämlich beruhigt zu Hause lassen.

So erfüllt also die Luftfederung im Ducato zwei wichtige Aufgaben: erstens erhöht sie den Fahrkomfort und zweitens ermöglicht sie das einfache Nivellieren im Stand. Steht allerdings die Vorderachse wesentlich tiefer als die Hinterachse, wird es mit dem Ausgleichen naturgemäß schwierig. Der erste Schritt für die Erhöhung des Fahrkomforts im Kastenwagen kann also eine Luftfederung sein. Sie bringt ein spürbar ruhigeres Fahrverhalten und dient damit auch der Verkehrssicherheit. Dass sie ganz nebenbei auch den Komfort im Stand verbessert, ist ein Nebeneffekt, den man sich gern gefallen lässt.